Unterwegs
(Leo Jacobs)
unterwegs den Weg gegangen
den Weg gegangen um still zu stehen
um still zu werden
still
von innen unterwegs
den Weg nach innen.
Ich mich auf den Weg gemacht
(Freek van der Veen)
Ich mich auf den Weg gemacht
um die Welt zu entdecken
und die Menschen.
Um still zu stehen
bei den Dingen
und um still zu sein.
Um es wortlos aus zu singen.
Ich habe mich auf den Weg gemacht
um zu entdecken wer ich bin,
gewesen bin,
sein werde,
um zu rufen in der Wüste.
Um die Stimme Gottes zu hören
und allein zu sein.
Ich habe mich auf den Weg gemacht
versunken in Gedanken.
Ohne zu fragen
nach dem Weg
und nach der Stadt,
folgte ich meinen Träumen.
Weg von mir selbst,
bin ich endlich angekommen.
Unterwegs
(Guy Dilweg ofm)
Müde gelaufen und müde gedacht.
Mein Kopf will aber nicht leer werden
Und mein Herz bleibt schwer Über dem, was ich zurückließ.
Ich sitze.
Das Moos sticht.
Ameisen schleppen Tannennadeln hin und her
Ein Vogel streicht nieder
in einem Zweig über meinem Kopf
Singt ein helles Lied.
Ich höre hin Aufmerksam
Und höre die Variationen in seinem Lied.
Wenn die Musik endet.
Geht das Singen in mir weiter.
Meine Seele jubelt durch meine Sorgen hindurch.
Es ist gut.
Es ist gut, dass es mich gibt,
Dass ich gehe.
Ich stehe auf
Und verneige mich tief vor dem Vogel.
Deine Spur
(Angèle Spijkers)
Deine Spur,
dein Weg,
ich folge dem Weg
Du rufst meinen Namen.
Ich höre,
der Zweifel verschwindet
ich weiß wohin ich muss gehen!
Wandern
(Marinus van den Berg)
Wer wandert, wandert nie allein.
immer gibt es Vögel,
immer Wind
oder die Bächlein,
manchmal Quellen
oder Passanten.
Immer gibt es Bäume
und die Wolken,
die dich grüßen
oder den strahlend blauen Himmel.
Und Nebenwege und Kreuzungen
die eine Entscheidung erfordern.
Immer gibt es deine Gedanken
die mitziehen wie Engel
oder wie Teufel, die dich plagen.
Allein wandern gibt es nicht.
Wandern bringt dich auch immer wieder
auf deinen innerlichen Weg
und bringt dich nach Hause.
Beim Wandern
(Autor unbekannt)
Immer wieder suchen
meine Füße die Erde.
Atem verbindet mich
mit allem was lebt.
Meine Augen sehen:
es regnet leicht.
Meine Ohren glauben
blind was sie hören:
Hinter mir flüstern
leicht die Tausende
aus deren Liebe
ich geboren wurde.
Vor mir wartet das Land
der Verheißung.
Mein Stock
weiß den Weg.
So reist meine Seele
durch die Zeit.
So zieht der Geist
durch den Staub.
Ich tue nichts falsch oder gut.
Ich gehe aber und grüße.
Wanderer
(Antonio Machado)
Wanderer, deine Fußstapfen
sind der Weg, nichts weiter.
Wanderer, es gibt keinen Weg,
der Weg entsteht im Gehen.
Im Gehen entsteht der Weg,
und wenn du dich umschaust,
siehst du die Spur,
die du nie wieder gehen wirst.
Wanderer, es gibt keinen Weg,
nur das Kräuseln des Meeres.
Früh am Morgen
(Andries Govaart)
Früh am Morgen, Tau lag auf dem Land,
haben wir uns auf den Weg gemacht, Abschied von einem Freund,
verwehter Gruß.
Ohne schwere Lasten, ein paar Kleider und ein Brot.
Kein Stock zum Gehen, ein erster Strauchelschritt,
Stütze für einander.
Noch unerfüllt, verlangend suchen wir,
den Raum des Landes, die Weite der Zeit,
ein Freund, mein Gott.
Längs grünendem Korn, Verheißung der Ernte,
ein Schatten vor mir, eine Gestalt vage vertraut,
ziehen wir los.
Ein schmaler harter Pfad, zwischen den Feldern hindurch,
die Ähren berstend voll, versengte Sonnenblume,
eine steinerne Zeit.
Der Tag ist Feuer, die Erde trocknend versengt.
Mit Salz durchtränkt gehen wir, die Lippen schweigen träg,
die Augen matt.
Vergessen, warum wir gegangen sind,
Keine Sicht mehr auf das Ziel, wir irren herum verstört,
fast verloren gegangen.
Kein Schatten hinter mir,
niemand der mich stützt, kein Trost,
nur ein Stock.
Das Land verfärbt, das Abendlicht stimmt mild,
stille weite Aussicht, das Säuseln im Wind.
Das Wasser wacht. Korn ist geerntet, die Felder leer.
Getrieben werden wir, nicht mehr aus eigner Kraft,
wieder beieinander.
Zur Ruhe gekommen ist meine Seele in mir.
Du bist unsere Landschaft, Gott, den Raum der Zeit
gibst Du allein.
Mit Tausenden gehen wir durch die Zeiten,
sehen Türme am Horizont, Spitzenarbeit von Licht und Stein:
eine neue Stadt.
Pilger
(Autor unbekannt)
Unterwegs
doch immer auf dem Weg mühsam sich vorarbeitend
vorbei an knorrigen Riesen
von Bäumen
stöhnend unter ihrem Gewicht
ein schlammiger Weg
mit schwarz drohenden Pfützen
der Himmel hört auf
wo matschige Füße
träge, unsicher
vorwärts schlitternd
nach Halt suchen
im Matsch
plötzlich Pfützen
wie Spiegel die
die Luft
gefangen halten
ein Mensch
von seinen Füßen
befreiend
ein Mensch
richtet sich auf
ungläubig
hoffend
ein Loch in den Wolken.
Unterwegs
(Ingmar Heytze)
Ob du nun in ein Leben hineinläufst oder heraus,
dein Schatten folgt dir nach
und ein Wald von Schildern
weist, weist, weist.
Du läufst allein, immer allein,
auch kennst du tausend Menschen
um dich her, und läuft auch manchmal
jemand ein Stück mit.
Wandre auf mittlerem Weg,
nicht zwischen Ende und Beginn,
Du bist deine eigene Wanderung.
Du läufst aus einem Leben heraus,
in ein Leben hinein.
Camino
(Jan de Jongh)
Leben ist auf dem Weg sein,
Berge besteigen, waten durch Flüsse,
Blumen pflücken im Licht des Monds,
irren durch Einsamkeit und Wüsten,
eine Kerze entzünden gegen den Sturm,
mit anderen losgehen oder sie tragen,
Brot teilen und feiern in der Nacht.
Leben ist Pilgern,
zeitweise arbeiten am Weg,
eine Brücke bauen über das Wasser,
Räuber und Teufel verjagen,
wachen und beten mit Kranken,
Tote begraben bei der Kapelle.
Aber niemals kommen Pilger nach Hause:
‘Fremdlinge‘ lassen sich nicht nieder.
Und wenn endlich sie ankommen,
wissen sie, was sie schon glaubten:
DER WEG IST DAS ZIEL.
Wanderer
(Inschrift auf einer Klostermauer aus dem 13. Jahrhundert in Toledo)
Wanderer, deine Fußstapfen sind der Weg
und mehr nicht.
Wanderer, es gibt keinen Weg,
der Weg entsteht im Gehen.
Im Gehen entsteht der Weg und wenn du dich umschaust
siehst du den Weg, den du nie mehr gehen kannst.
Wanderer, es gibt keinen Weg,
nur das Kielwasser auf dem Meer.
Von einer Reise zu Fuß nach Rom
(Bertus Aafjes)
Reisen, das heißt sein Herz losmachen
vom Anker der kleinen Fahrt,
um das Floß hin gelangen zu lassen
zu den Meeren der Weltkarte.
Das heißt sein Herz von dem Geliebten
losreißen, mutig und furchtlos.
Um es noch schöner wieder zu finden
als es jemals vorher war.
Spuren
(Autor unbekannt)
Deine Schuhe grasen
die Wege kahl
schlagen ihre Zähne in Steine
wenn du in Berge steigst
streunen auf staubigen Wegen
schwelgen im Sand
nippen an einem Bach einen Pfad fressen sie durch das Gras.
Ziegel, Asphalt,
alles haben sie gekannt:
wenn du sie einfettest
und wegstellst
kauen sie von neuem
deinen Fußweg im Schrank.
Angekommen
(Thich Nhat Hanh)[h3]
Ich bin angekommen
ich bin nach Hause gekommen
im hier
und jetzt,
stark,
frei
verweile ich
im Absoluten
Der Weg
(aus: Hella Haasse, De Scharlaken Stad, Querido, 1952, S. 81)
Den Weg selbst muss jeder allein gehen.
Was weiß ich von deinem Pilgerweg,
was weißt du von meinem?
Ist das nicht gerade der Kern
unserer Überzeugung
dass jeder für sich
im eigenen Wesen Gott kennen lernt?
Pilgerlied
(von Jan Hopman, 1994 als Pilger unterwegs gestorben)
Menschen die gehen auf vielen Wegen,
immer und jeder unterwegs.
Kein bleibendes Haus, kein fester Ort:
immer verlassen, was du hast.
Kein fester Kurs, kein leuchtender Turm,
immer leb wohl und wohin jetzt?
Aufstehen und wieder von neuem verlassen
was im Anfang sicher schien.
Menschen gehen unterwegs zusammen,
sprechen und fragen nacheinander.
Suchen die Wege, wenn sie sich verirren,
weisen den anderen hin auf die Spur.
Immer wieder neuen Mut finden
und teilend des anderen Brot.
Hören auf das, was das Herz so liebte:
Was ist dein zutiefst ersehnter Traum?
Ankommen wann? Niemals am Ende.
Einmal doch den langen Weg gegangen.
O, möchten wir dann miteinander teilen,
jeder erzählt seiner Reise Bericht.
Das letzte Ziel vereint die Wege:
wird nicht Erkenntnis Friede sein?
Über noch mehr ist nun zu schweigen,
mehr kann ein Pilgerlied nicht sein.
Weitergehen, einfach und gläubig
(Herman Andriessen)
Den Mut bewahren, einfach weitergehen,
wenn Du kannst.
Und wenn du nicht kannst, nicht mehr kannst,
abwarten,
oder ausruhen bei einem Freund,
wenn es den gibt.
Und, wenn es den nicht gibt,
trotzdem warten, – dann eben allein – warten, bis es wieder geht:
bald.
Einfach weitergehen, den Weg so nehmen
wie er kommt
mit seinen Vor- und Nachteilen,
Dein Auge klar wie eine Lampe
die Deinen Körper erleuchtet.
Tun, was auf der Hand liegt.
Antworten geben, wenn es die gibt.
Und in der Zwischenzeit fühlen
den Schlag Deines Stockes,
nicht zu viel zurückschauen – vielleicht ein einziges Mal,
denn der Weg geht quer durch dein Herz – nicht zu viel zurückschauen,
und auch nicht zu viel voraus.
Einfach weitergehen und wissen:
dieser Weg ist nicht alles,
und nicht nur von dieser Welt.
Die Wolken sehen, die heran treiben
aus ewigen Weiten – wer hat ihre Grenzen gezogen? – und fühlen, wie Dein Herz schlägt
auf die ewigen Hügel – wer hat sie begründet? – und von all diesen Dingen
die stille Seite sehen…
wo sie grenzen an
den Ewigen…
Emmaus
(Nico Siebel)
Manchmal ähnele ich
einem Emmausgänger
ziehe ich
mit anderen los
teilen wir Schmerzen und Mühe
verstehen wir das Leben nicht
verirrt im eigenen Denken
sehen wir nur Dunkelheit
und plötzlich
so wie Er es versprochen hat
ist sein Geist da
der in uns wohnt
bringt Er
in uns Worte zum Vorschein
von Mut und Kraft
uns selbst überwindend
erinnern wir uns
was Jesus gesagt hat
ziehen
die dunklen Wolken weg
reisen wir aufgeweckt
leichtfüßig
und voller Freude weiter
anderen erzählend
dass er wirklich lebt.
Begehbarer Grund
(Ellen van Dam)
Wo Du Schritte hinsetzt
Entsteht Grund
Wo Du gemeinsam Schritte setzt
Entsteht begehbarer Grund
Dieser Grund wird Dich tragen
Du kannst Dich dann auf den Weg machen
Suchend werden Deine Füße die Richtung angeben.
Durch Deinen gut gefüllten Rucksack
Brauchst Du keine Angst zu haben
Vor schwer begehbarem Grund
Das Trockene wird sichtbar werden
Durch Dein Zwiegespräch mit den anderen
Brauchst Du keine Angst zu haben
Auf Deine eigene Art wirst Du Deinen Ort finden
Wo das Licht geboren wird
Und wo die Erde sich schmückt mit jungem, grünem Gras.
“Zeit zum Wandern”
(Bart Ypma)
Ein glasiger Blick
durch den Fensterrahmen
ein verschleierter Blick
durch die Nebelschwaden
ein schöner Ausblick
auf die Landschaft
ein versetzter Türpfosten
noch ein Schritt
ein gewundener Weg
von der Treppe
eine geöffnete Außentür
jetzt Natur
ein Weg zum Herumstreunen
Zeit zum Wandern
Nach draußen gerufen
(Anselm Grün)
Ich ziehe meine Wanderschuhe an
packe meinen Rucksack
bereite Tee und Brot vor
nehme Abschied
von zuhause
von dem, was mir lieb geworden ist
Ich habe Angst
vor dem Unbekannten
schrecke zurück vor der Herausforderung
zweifle an dem Weg
Ich vermisse Landkarten
und Wegweiser
Einfach so
mich auf den Weg machen
auf Dein Wort hin
die Stadt hinter mir lassen
bereit sein
den Weg mit Dir zu gehen
Angst
Ohnmacht
Verzweiflung
und doch auch Vertrauen
ein sehr großes Vertrauen
und Protest und Hingabe
Ich gebe mich Dir hin
ich gehe mit Dir
ich lasse los und
halte mich an Dir fest
ich mache mit
und lasse los
Ich bin bereit
weil Du mich hältst
Ich bin bereit
weil Du mich rufst
Wandern als Beten
(Lon v/d Akker)
In der Zeit, in den Tagen, wo das Beten wieder mal nicht gelang, und als jedes Streichholz sich weigerte, die Kerze des Gebets Feuer fangen zu lassen, da geschah es, dass Du mir einen Schuh zeigtest, einen Wanderschuh, und Du sagtest:
“Schau her, ein Gebet. So wie Du diesen Schuh trägst, so trage ich Dich, wenn Du mich im Herzen trägst. Da bin ich gern und Wort oder Bild sind dafür nicht nötig. Hab keine Angst, auf Worte des Gebets zu vertrauen, auch wenn ihre ursprüngliche Verheißung nicht Dir galt;
denn schau Dir diesen Schuh an: er ist nicht von Dir gemacht worden, sondern von anderen – die seinem Leder mit Hammer und Leisten die richtige Passform gaben. Mit dieser Intention gesetzt, lasse ich jeden Schritt ein Wort aus einem Gebet sein, den Waldweg einen Satz, eine Wanderung eine Buchseite.“
Die Leere aushalten
(nach Marijn van Zon)
Die Leere aushalten
von deiner Angst und Unsicherheit,
von deinem Kummer und deinem Entbehren,
von deinem Verlust und deinem Mangel,
von deinem Zweifel und Nicht-Wissen.
Die Leere des Fehlens aller Sicherheit
und jeglichen festen Bodens bezüglich
deiner Arbeit
deiner Gesundheit
deiner Lebensentscheidung
deines Lebens
deines Gottes
Die Leere aushalten, auch wenn…
die Kräfte aus dir wegströmen,
du zögernd wegkriechen willst,
Vorwurf und Schuldgefühl;
du dir selbst im Weg stehst,
dir die Welt und das Leben entgleiten,
Unruhe und Verbitterung in dir wachsen,
Schwachheit oder Niedergeschlagenheit dich lähmen.
Die Leere aushalten; nichts wollen;
sondern einfach ‚sein lassen’.
Dich nicht dem Schicksal überlassen.
Dich nicht aus Angst nicht mehr wagen zu bewegen;
sondern, einfach sein lassen …
wie ein Baum, der im Winter alle Blätter verliert,
aber das neue Leben schon nährt
Wie das Meer, das ständig kommt in Ebbe und Flut und nie Verlierer ist.
Die Leere aushalten und glauben,
dass jede Krise ein Moment des Wachsens ist
und jeder Schmerz ein Wachstumsschmerz.
Die Leere aushalten und glauben,
dass jede Dunkelheit eine Schattenseite des Lichtes ist,
dass in jeder Stille
unerwartet
das Leben durchklingen kann
– trotz allem –